Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters - das zu große Etikett ist das Markenzeichen des Unternehmens aus Trinidad.

Cocktail Bitters erklärt: Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters

Wenn Menschen über Cocktail Bitters reden, haben Sie oft immer eine ganz bestimmte Marke im Hinterkopf: Angostura Bitters. Die sind so alt, dass sie als eine der, wenn nicht die erste Bitter-Marke überhaupt gelten und das markante, viel zu große Etikett bleibt im Gedächtnis. Vor allem aber haben die Angostura Bitters jahrzehntelang überlebt, während Dutzende andere Marken in der Dunklen Zeit der Cocktails vom Markt verschwanden. Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters gab es immer.

Klar, nicht unbedingt wie heute in jedem besseren Supermarkt, aber es gab sie und einige bessere Bars benutzten sie sogar – als in den 2000ern langsam aber sicher wieder neue Bitters-Marken aus dem Boden krochen, war Angostura schon da – und bereit, endlich wieder MartinisManhattans und jeder Menge anderer Drinks mit ihrer kräutrigen Tiefe zu verfeinern. Dabei waren Angostura Bitters ursprünglich mal gar nicht als Cocktail-Gewürz gedacht, sondern genau wie Tonic Water als Medizin.

Die Geschichte der Angostura Bitters

Erfunden hat die Angostura Bitters der deutsche Arzt Johann Gottlieb Benjamin Siegert. Der errichtete für den südamerikanischen Freiheitskämpfer Simón Bolívar zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Lazarett und zwar in der Stadt Angostura. Die lag damals im spanischem Kolonialgebiet Neugranada, heute nennt sie sich Ciudad Bolívar und  liegt in Venezuela. Siegert entwickelte die Angostura Bitters als Tonikum gegen Tropenkrankheiten – genau wie die Briten in derselben Zeit das Tonic Water.

Das Siegel auf der Seite der Bitters-Flaschen von Kaiser Franz Joseph I. zeugt übrigens nicht von der deutschen Herkunft – das ist das Abbild einer Medaille, die die Bitters auf der Weltausstellung 1873 in Wien gewann. Man muss sich auf Erfolgen schließlich auch mal ausruhen dürfen. Wohl weil die Angostura Bitters plötzlich als Cocktail Bitters Geld einbrachten, verließ Siegert Bolívar, machte lieber Marketing für seine “Medizin” und zog 1875 samt Familie nach Trinidad – die eine Hälfte des Staates Trinidad und Tobago.

Dort stellt das Unternehmen bis heute Angostura Bitters her, angeblich noch immer nach Original-Rezept. Die Angostura Orange Bitters sind trotz einem ähnlichen Look wie das Original übrigens erst seit 2007 auf dem Markt, die Bitter-Sorten Amaro di ANGOSTURA und die Angostura Lemon Lime Bitters gibt es erst seit wenigen Jahren – und sie sind hierzulande verflucht schwer zu kriegen. Den Trinidad Rum von Angostura dagegen findet man im Fachhandel und Online. Damit wir schnell zum geschmacklichen Teil übergehen können, gibt’s das restliche Hintergrundwissen dem Anlass entsprechend in Dashes.

Sätze, mit denen ihr im nächsten Gespräch über Angostura Bitters sehr schlau klingt:

  • “Die Etiketten sind eigentlich nur zu groß, weil die irgendwer mal falsch bestellt hat. Da haben Sie sie einfach trotzdem benutzt und das halt zu ihrem Markenzeichen gemacht.”
  • “Obwohl die Angostura Bitters so heißen, ist keine Angostura-Wurzel drin. Der Name kommt von der Stadt, in der sie erfunden wurden.”
  • “Ein Dash sind ja 0,08 cl. Aber ich messe eigentlich eh lieber mit Pipette.”
  • “Angostura Bitters und Cocktail Bitters allgemein waren während der Prohibition erlaubt, weil sie als Würzmittel galten.”
  • “Als Kind dachte ich immer, man presst das aus diesen flauschigen Kaninchen.”
  • Wie schmecken Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters?

Auch wenn der Name so klingt: Bitter werden eure Drinks damit erstmal nicht. Es sei denn, ihr schüttet wirklich grotesk große Mengen davon in eure Cocktail-Rezepte. Pur schmecken Angostura Bitters tatsächlich irre bitter und stark medizinisch, ein bisschen wie Hustensaft. Hustensaft mit 44,7 Prozent Alkohol. Insgesamt aber sehr kräutrig-herb, leicht weihnachtlich. Freilich bringt es aber wenig, die Bitters pur zu probieren – ihre eigentliche Wirkung erzielen sie erst in einem Drink. Den machen sie im Normalfall geschmacklich breiter, etwas erdiger. Genau wie Gewürze in einem Gericht eben. Wer Angostura Bitters mal in voller Intensität spüren möchte, mixt sich einen besonders süßen oder säuerlichen Cocktail und floatet ihn damit – das funktioniert zum Beispiel beim Mojito hervorragend.

Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters decken bis zu 80 Prozent des Bitters-Bedarfs in einer durchschnittlichen Hausbar.
Angostura Bitters und Angostura Orange Bitters decken bis zu 80 Prozent des Bitters-Bedarfs in einer durchschnittlichen Hausbar.

Die Angostura Orange Bitters dagegen machen ihrem Namen geruchlich und geschmacklich alle Ehre: Ihr intensives Orangen-Aroma ist geradezu penetrant. Auch sie machen einen Drink etwas breiter, hauptsächlich aber sorgen sie dafür, dass er nach Orange schmeckt und riecht. Pur schmecken auch sie leicht weihnachtlich, allerdings sind in den Orange Bitters laut Hersteller keinerlei Zutaten, die auch in den klassischen Angostura Bitters zu finden wären. Achtet hier sehr auf die Dosierung: Ein Drink mit zu viel Angostura Bitters schmeckt im schlimmsten Fall nach Kräuterlikör. Ein Cocktail mit zu viel Angostura Orange Bitters schmeckt, als würdet ihr Omas Back-Aroma austrinken. Generell passen die Orange Bitters hervorragend in Drinks, die eben diese Frucht-Note brauchen. Ein Old Fashioned mit einem sehr süßen und/oder vanillelastigem Bourbon etwa macht mit diesen Bitters manchmal deutlich mehr Spaß als mit dem klassischen Angostura.

Brauche ich diese Bitters in meiner Hausbar?

Brauchen ist zu viel gesagt – schließlich kommen Hunderte toller Drinks auch gänzlich ohne Bitters aus. Wer aber ein gelegentliches Cocktail-Experiment wagen will oder sich generell für Barkultur interessiert, wer dieses Hobby Mixology ein bisschen ernster nehmen will, der braucht wenigstens ein bis zwei Sorten Bitters im Haus. Und da sind diese beiden eben die vielseitigsten, vor allem aber auch die, die am häufigsten in gängigen Rezepten zum Einsatz kommen.

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