Touchdown | Rezept für einen Cocktail, der nie existiert hat

TechnikGeschüttelt

Zeit3 Minuten

Drinks1

“Wir machen Teamfotos mit Cocktails. Was trinkst’n du am liebsten?” – “Tja, weiß nicht. Nen’ Touchdown?” Ein ganz normales, banales Gespräch, dass ich vor Jahren mit einer wunderbaren Kollegin geführt habe – und trotzdem hat es mich ein wenig aus der Bahn geworfen. Klar “kannte” ich den Touchdown. Gibt’s ja in jeder Disco und Studentenkneipe, das Ding. Aber ich hatte mir wirklich noch nie Gedanken darübergemacht, was da eigentlich drin ist. Er begegnet einem außerhalb dieser Welt nämlich praktisch nie. Existieren Disco-Cocktailkarten und die Realität überhaupt in derselben Daseinssphäre?

Jedenfalls: Der Tag war stressig, trotzdem verbrachte ich knapp eine Stunde damit, die zig unterschiedlichen Varianten auf einen Nenner zu kriegen, die ich im Netz fand. “Was magst’n du an dem?” fragte ich irgendwann, um die Suche eingrenzen zu können. “Der is’ so fruchtig” bekam ich als Antwort und mixte irgendwas Erträgliches. Wann immer ich von da an interessehalber auf die Suche nach Touchdown-Rezepten ging, gab ich schon nach kurzer Zeit genervt auf. Zu viel von allem und nichts. Diesmal habe ich im Angesicht des drohenden Super Bowls tiefer gegraben. Ich stieß auf ein Schlangennest aus Lügen. Und im Schnitt auf ungefähr diesen Drink:

Touchdown Cocktail-Rezept

TechnikGeschüttelt

Drinks1

Vorbereitungszeit1 Minute

Zubereitungszeit2 Minuten

Zeit3 Minuten

Der Touchdown ist ein fruchtiger Cocktail, der Wodka, Maracujasaft, Apricot Brandy, Zitronensaft und Grenadine kombiniert. Dieser Drink wird geschüttelt und in einem Longdrink-Glas mit frischem Eis serviert, garniert mit einer Orangenscheibe. Der Cocktail wird für seine süße, doch ausgewogene Fruchtigkeit geschätzt und ist besonders bei Liebhabern von fruchtigen Mixturen beliebt.

Ein Touchdown, wie die KI ihn sich vorstellt. Die Wahrheit erfahrt ihr weiter unten.

Zutaten

Für den Cocktail

  • 6 cl Wodka
  • 2 cl Apricot Brandy
  • 2 cl Zitronensaft
  • 1 cl Grenadine
  • 6 cl Maracujasaft

Für die Garnitur

  • 1 Orangenscheibe

Zubereitung

  • 1

    Alle Zutaten auf Eis shaken und in ein Longdrink-Glas mit frischem Eis abseihen.

  • 2

    Mit einer Orangenscheibe garnieren.

  • 3

    Trinken.

Die Einkaufsliste für den Touchdown

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)

Nochmal zu diesem Schlangennest aus Lügen …

Die meisten Artikel zum Touchdown halten sich keine Sekunde mit der Historie dieses Drinks auf, kommen direkt zum Rezept. Einige wenige versuchen eine Verbindung zum American Football herzustellen. Nachvollziehbarerweise, das war ja auch mein Grund für die Recherche. Ihr wisst schon, Touchdown ist, wenn einer von den Typen auf dem Feld zu heroischer Musik über’s ganze Feld läuft, während alle anderen einen halben Meter hinter ihm auf den Boden fallen. Oder so. Jedenfalls gibt sich der eine oder andere Autor die Mühe, zu erklären, dass der Drink recht sicher aus den 50ern kommt, weil da viele Saft-lastige Cocktails entstanden sind und weil Wodka da in den USA gerade in war. Nicht mal falsch, guter Ansatzpunkt – nur nirgends auch nur im Ansatz belegt. Doof außerdem: Auf keiner größeren amerikanischen Cocktail-Seite gibt es auch nur einen Hinweis auf diesen Drink. Er existiert in den Staaten schlicht nicht. Der Touchdown ist allem Anschein nach ein Cocktail von hier.

Schmeißt man die Google-Bildersuche an, um herauszufinden, wie dieses als Amerikaner getarnte deutsche Phantom denn aussehen könnte, bekommt man ein Farbschauspiel aus gelb und rot, mit unterschiedlichsten Marmorierungen und Farbverläufen, selten mal ein gelbes Glas mit Maracujasamen drin. Ein bisschen tiefere Recherche ergibt dann aber, dass der Großteil der eingesetzten Bilder Stock-Fotos sind. Im Netz verfügbare Bilder von irgendwelchen anderen fruchtigen Drinks oder gleich solche, die nur mit einem generischen “Cocktail” verschlagwortet wurden. Und auch wir sahen uns wegen allzu schlechter Klickraten dazu genötigt, hier KI-Bilder in Rezept und Aufmacher zu benutzen.

Die meisten Menschen, die über den Touchdown schreiben, haben nämlich allem Anschein nach nie einen gemixt, geschweige denn fotografiert. Hätten sie das, wüssten sie, dass dabei eine unschöne, lachsfarbene Plörre rauskommt (auf die wir ehrlich gesagt auch nicht klicken würden) wie im Bild unten. Aber die könnte doch zumindest noch schmecken, oder?

Ein Touchdown Cocktail im Longdrink-Glas.
Ein Touchdown Cocktail im Longdrink-Glas.

Die richtige Zutatenkombi für den Touchdown

Ja, gut. Wir haben die Variante oben als häufigste Zutatenkombination identifiziert, in zwei, drei Varinten nachgemixt und sind dann auf das obige Ergebnis gekommen. Schmeckt jetzt zugegeben okay. Weil Saft okay schmeckt. Aber weder schmeckt man den Alkohol raus, noch ist die Süße über mehr als ein Glas hinweg zu ertragen. Katergarant. Wir überlegen, mit der Zutatenkombination etwas extremer herumzuspielen, aber lassen es am Ende bei der besten Version des “Originals”.

Wir glauben schlicht nicht, dass jemand der einen Touchdown bestellt, den mutmaßlich vergleichsweise trockenen und schnapslastigen Drink will, den wir aus Maracuja, Wodka, Apricot Brandy, Zitrone und Grenadine bauen würden. Also: Viel Spaß beim Super Bowl, genießt euren Touchdown mit Bedacht – denn ein alkoholischer Fondue-Effekt (schlagartiges Sättigungs-Gefühl nach 45 Minuten Hunger) ist bei derart verstecktem Schnaps auf jeden Fall zu befürchten.

Die Einkaufsliste für den Touchdown

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)

Die Bilder für diesen Artikel wurden mit Hilfe von KI erstellt.

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