Japanese Cocktail – ein Cocktail-Klassiker, der nix mit Japan zu tun hat

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Zeit3 Minuten

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Wir eröffnen mit einem Disclaimer: Am Japanese Cocktail ist rein gar nichts japanisch. Also nix. Er ist so unjapanisch, dass wir in das Aufmacherbild extra noch Reis-Knusperkram gepackt haben, damit’s so ein bisschen Japan-Tatsch kriegt, aber eben nicht zu sehr – denn eigentlich ist der Japanese Cocktail eine Art sehr französischer Old Fashioned aus Cognac, Mandelsirup und Cocktail Bitters, der ohne Eis serviert wird.

Man könnte nun denken, dieses weithin unterschätzt Kleinod der Cocktailkunst sei dann wenigsten in Japan entstanden oder von einem Japaner erfunden worden, aber auch dabei läge man ganz schrecklich daneben: Der Japanese Cocktail gilt als einer der wenigen, wenn nicht sogar als der einzige Drink aus der Bartenderbibel How to Mix Drinks von Jerry Thomas, den der Urvater der klassischen Mixologie selbst erfunden hat.

Warum heißt der Drink denn nun Japanese Cocktails?

Cocktail-historisch ist dieser Drink damit zwar außerordentlich interessant, tatsächliche, greifbare Informationen über seine Entstehung gibt es aber nur vage: Erfunden wurde er irgendwann Anfang der 1860er-Jahre, zum ersten Mal veröffentlicht wurde er 1862 in How to Mix Drinks. Darin findet sich dann auch die Erklärung für den Namen: 1860 landete die erste japanische Delegation in den USA und bereiste dort über etwa zwei Monate hinweg das Land, mit langen Aufenthalten in San Francisco und New York. Ein Großereignis, über dass das ganze Land sprach; die Delegation bestand aus Samurai in traditionellen Gewändern, ein für damalige Verhältnisse sicher ausnehmend exotisches Erlebnis.

Ein Mitglied der Delegation, der einzige englischsprechende und wohl auch deshalb einer der besonders auffiel: Tateishi Onojiro Noriyuki, den die meisten aber schlicht “Tommy” nannten. Da er gern flirtete und offener war als die zurückhaltenden Kollegen, hing ihm viel Klatsch an – und im Nachhinein wird ihm aus vielen Quellen auch zugesprochen, durchaus mal in  Jerry Thomas’ Bar gelandet zu sein. Die wie immer akkuraten Cocktail-Historiker von Bar Vademecum errechnen aber recht genau, warum das nicht sein kann – und zeigen auch darüberhinaus ausführlich die Hintergründe des Drinks und der japanischen Delegation. Denn unabhängig eines möglichen Aufeinandertreffens zweier Legenden: dass der Japanese Cocktail nach der Delegation benannt wurde, gilt als sicher. Aber wie mixt man ihn denn nun?

Japanese Cocktail

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Vorbereitungszeit1 Minute

Zubereitungszeit2 Minuten

Zeit3 Minuten

Der Japanese Cocktail kombiniert Cognac, Orgeat und Bitters zu einem eleganten, bittersüßen Drink. Trotz seines Namens hat er nichts mit Japan zu tun, sondern entstand in den 1860er Jahren als Hommage an eine japanische Delegation in den USA. Dieser klassische Cocktail ist perfekt für alle, die kräftige, aber ausgewogene Aromen schätzen. Ideal als stilvoller Aperitif oder für besondere Anlässe.

Der Japanese Cocktail trägt nicht den Hauch von Japan in sich - ein paar Asia Snacks schaden trotzdem nicht.

Zutaten

  • 6 cl Cognac
  • 1 Barlöffel Orgeat
  • 2 Spritzer Boker's Bitters

Zubereitung

  • 1

    Alles zusammen auf Eis rühren und in eine vorgekühlte Coupette abseihen.

  • 2

    Mit einer Zitronenzeste abspritzen.

  • 3

    Trinken.

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Warum genau dieses Rezept?

An der Zusammensetzung gibt es nicht viel zu rütteln: Weinbrand, Orgeat, Bitters – lediglich bei den Marken der Zutaten und in der Herstellung selbst lässt der Japanese Cocktail Spielraum. Die klassische gerührte Variante ist dem Erbe angemessen und ergibt auch einen ordentlichen Drink – wir stellen jedoch fest, dass er geschüttelt und mit einem Hauch mehr Orgeat weitaus erfrischender rüberkommt und dass der Cognac durchaus auch aromatisch  von dem Mehr an Schmelzwasser beim Shaken profitiert. Auch das Orgeat bindet sich so besser ein.

Die klassische, gerührte Variante des Japanese Cocktails dagegen erweist sich selbst für Old Fashioned-Verehrer als vergleichsweise kräftig – auf Eis serviert hat sie aber durchaus ihren Reiz, auch wenn man dann eigentlich nicht mehr von einem klassischen Japanese Cocktails sprechen würde.

Der richtige Cognac

Würzigere Brandys tun sich in diesem Cocktail – zumindest für uns – eher schwer. Die Kombination mit der Mandelsüße ergibt ein eher altbackenes Aromenspiel. Wir setzen daher auf Cognac, bevorzugt in eher fruchtigen Ausprägungen. Der Hine Rare VSOP oder der Pierre Ferrand 10 Generations geben hier ein großartiges Bild ab und sorgen vor allem in der geshaketen Version für Japanese Cocktails, die mit einer tollen Mischung aus Leichtigkeit und intensiven Aromen punkten. Spannenderweise funktionieren auch viele leichte, jüngere VS-Cognacs sehr gut in diesem Drink.

Was ist Orgeat?

Orgeat ist im Gegensatz zu einfachem Mandelsirup mit Orangenblütenwasser oder Rosenwasser versetzt, besitzt also eine gewisse Blumigkeit. Die wäre allerdings noch nicht einmal so spielentscheidend. Wichtiger ist vielmehr, dass Orgeat im Normalfall viel weniger künstlich nach Marzipan schmeckt und meist auch nicht ganz so brachial süß erscheint.

Lasst euch davon aber nicht täuschen: Mit der richtigen Dosierung dieser Zutat steht und fällt der Cocktail. Ein halber Barlöffel zu viel Orgeat und das ganze Ding wird ein pappsüßes flüssiges Zuckerli mit Schwipps. Im Zweifel also: Lieber zu wenig. Vor allem bei der geschüttelten Variante, die gerät auch mit etwas zu wenig Orgeat im Normalfall noch nicht zu kantig.

Die besten Bitters für den Japanese Cocktail

Die Boker’s Bitters oder Bogart’s Bitters, wie sie aufgrund eines Schreibfehlers in den frühen Fassungen von Jerry Thomas’ Büchern genannt werden, sind heute in nachgebauter Version durchaus wieder erhältlich: Als Boker’s von Dr. Adam Elmegirab, als Bogart’s von The Bitter Truth. Letztere sind dank coolem Design und die (für Bitters) gigantische Füllmenge eine hervorragende Wahl – auch die intensiven Aromen von dunkler Schokolade und Gewürzen stehen dem Drink gut zu Gesicht. Als Alternative ist aber auch klassischer Angostura seine Dashes wert.Amaro. Wie übrigens viele andere Bartender und Hobby-Bartender auch – von denen einige sogar dazu neigen, wirklich jeden Drink, der sich auf das klassische 1:1:1-Zutatenverhältnis beruft, einen “Whatever Negroni”-Namen zu verleihen.

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