Boulevardier | Cocktail-Rezept für den Negroni mit Whiskey

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Zeit2 Minuten

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Cocktail-Geschichte wird erst seit vergleichsweise kurzer Zeit von echten Historikern ergründet. Lange Zeit, und an den meisten Orten auch heute noch, wird sie von begnadeten Geschichten-Erzählern gemacht. Menschen, die vor deinen Augen die schillerndsten Bilder malen, während sie dir locker-flockig einen Drink aus dem Ärmel schütteln. Und weil sich diese mystischen Erzähler namens Bartender vor allem gegenseitig schulen, galt und gilt und der Boulevardier bis heute schlicht als Negroni mit Whiskey.

Das könnte man als Historiker doof finden und mit dem Finger darauf zeigen, dass der Negroni nach aktueller Beweislage sogar jünger ist als die Whiskey-Variante. Aber meistens wollen wir doch zu unserem Drink die einfache, nachvollziehbare Story. Wir wollen das Bild, das “Negroni mit Bourbon” vor unseren Augen und auf unseren Zungen malt, wenn wir noch nie etwas von diesem Boulevardier gehört haben. Hier ist die Sache aber die: eine so schlechte Story ist die Wahrheit in diesem Fall gar nicht.

Die Story hinter dem Boulevardier

Der Negroni entstand der Legende nach im Jahr 1919 als der olle Graf Camillo Negroni sich einen Americano mit Gin statt Wasser wünschte, weil er an diesem Tag einfach eine Extraportion Schnaps nötig hatte. Die Sache ist nur: Erst um 1950 tauchte der Drink tatsächlich in Veröffentlichungen als Negroni auf und selbst frühere Rezepte untere anderem Namen lassen sich auf frühestens 1929 datieren. Die erste Niederschrift eines Boulevardier aber findet sich in Harry MacElhones Buch “Barflies and Cocktails” von 1927. Benannt wurde der Drink nach dem literarischen Magazin eines Mannes namens Erskine Gwynne, einem amerikanischen Schriftsteller, der in Frankreich lebte und Stammgast in MacElhones legendärer “Harry’s New York Bar” in Paris war.

Cocktail-Historiker Armin Zimmerman von Bar Vademecum geht dem Ursprung der Mischung aus SpirituoseWermut und Campari in einem Artikel für die Mixology wie gewohnt tiefer und tiefgründiger auf die Spur als wir. Am Ende seines Textes wirft er auch die Frage auf, ob man den Boulevardier jetzt mit Eis aus dem Tumbler oder straight up aus der Coupette genießt. Armin steht auf die Variante ohne Eis – und die solltet ihr auch mindestens einmal probiert haben, um euren Liebling zu finden. Wir? Wir stehen in diesem Fall auf Eis.

Boulevardier

TechnikGerührt

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Vorbereitungszeit1 Minute

Zubereitungszeit1 Minute

Zeit2 Minuten

Der Boulevardier ist eine whiskeybasierte Variante des klassischen Negronis und besteht aus Bourbon, Campari und rotem Wermut. Dieser Cocktail wird gerührt, nicht geschüttelt, und in einem Tumbler mit Eis serviert, garniert mit einer Orangenzeste. Er bietet eine perfekte Balance aus süß, bitter und kräftigen Whiskeynoten, was ihn zu einem idealen Aperitif macht.

Ein Boulevardier-Cocktail, durch den verwendeten Wermut etwas dunkler als üblich.

Zutaten

Für den Cocktail

  • 4,5 cl Bourbon Whiskey
  • 3 cl Campari
  • 3 cl Roter Wermut

Für die Garnitur

  • 1 Orangenzeste

Zubereitung

  • 1

    Alle Zutaten zusammen auf Eis rühren.

  • 2

    In einen Tumbler mit frischem Eis abgießen.

  • 3

    Mit einer Orangenzeste garnieren.

  • 4

    Trinken.

Die Einkaufsliste für den Boulevardier

(Mit einem * markierte Links sind Affiliate-Links aus dem Amazon-Partnerprogramm. Benutzt ihr diese für euren Einkauf, erhalten wir dafür eine kleine Provision, am Preis selbst ändert sich für euch nichts.)

Die richtigen Zutaten für den Boulevardier

Greg vom Youtube-Kanal How to Drink hat sich einmal beim Versuch, viele gängigen Kombinationen von Rye Whiskey und Rotem Wermut in einer Matrix zu probieren, versehentlich komplett besoffenChris von schnaps.blog hat allein aus der Wahl eines Roten Wermuts eine immerwährende Quest des Genusses gemacht. In beiden Fällen vollkommen zu Recht, weswegen wir leider sagen müssen: euren perfekten Boulevardier müsst ihr selber finden – denn die Möglichkeiten, diese drei Zutaten zu kombinieren, sind quasi endlos, die Bandbreite aller infrage kommenden Produkte riesig. Aber freilich lassen wir euch nicht ohne einen guten Startpunkt auf eure Homebar los.

Der richtige Whiskey für den Boulevardier

Der Bourbon Whiskey, den ihr hier benutzt, muss sich gegen Campari und süßen italienischen Wermut durchsetzen können, ohne ihn zu dominieren. Muss charakterstark sein und ein wenig eigene Süße schadet im Kampf gegen Campari-Bitterkeit auch nicht. Der Buffalo Trace Bourbon ist für diesen Fall nicht nur unsere Preis-Leistungs-Kracher-Erste-Wahl, wie er sie eigentlich für die meisten Bourbon-Drinks ist, sondern tatsächlich unser Lieblings-Whiskey im Boulevardier. Also … unser Lieblings-Bourbon.

Werner Wermut im Old Pal, einer Boulevardier-Variante mit Rye Whiskey.
Werner Wermut im Old Pal, einer Boulevardier-Variante mit Rye Whiskey.

Wenn wir zum Rye Whiskey rüberschauen, sind wir mit Rittenhouse und Knob Creek Rye noch ein kleines bisschen glücklicher. Aber das liegt daran, dass wir’s ein wenig würziger mögen, die Drinks damit sind objektiv weder besser noch schlechter. Wichtig aber: sie sind vor allem keine Boulevardiers. Denn mixt man ebendiesen mit Rye Whiskey statt Bourbon hat man einen sogenannten Old Pal. Wundervoller Drink auch, solltet ihr probiert haben.

Der richtige Wermut für diesen Cocktail

Wir hoffen, ihr habt auf den Link zum Wermut-Artikel von Chris geklickt – denn eine derart vollständige und detaillierte Übersicht werdet ihr hier nicht finden, solltet ihr auf der Suche nach eurem individuellen perfekten Boulevardier aber auf jeden Fall einmal studiert haben. Als Ausgangspunkt für eure Cocktail-Reise können wir hier wie immer den großen Klassiker Carpano Antica Formula und den etwas fruchtigeren, mediterraneren Mancino Rosso empfehlen. Beide machen herausragend gute Drinks.

Der richtige Campari … halt, Moment!

Nein, doch. Klar: Campari ist in einer Negroni-Variante oder wie wir ja gelernt haben, einem Negroni-Vorläufer eigentlich gesetzt. Der ist schließlich stil- und je nach Mischverhältnis und gewähltem Wermut farbgebend. Und wir sind ehrlich: bevor ihr nicht eure Lieblings-Kombination aus Italienischem Wermut und Bourbon Whiskey gefunden habt, solltet ihr den Campari Campari sein lassen. Aber wenn ihr soweit seid, macht es irre viel Spaß, den italienischen Amaro gegen andere Bitterliköre auszutauschen. Den bayerischen Mondino etwa oder vielleicht sogar mal einen Fernet oder Amaro Montenegro. Eurem durchgeknallten, bitterverliebten Gaumen sind da keinerlei Grenzen gesetzt. Viel Spaß beim ausprobieren also.

Die Einkaufsliste für den Boulevardier

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