Gin Mare in einem Gin & Tonic.

Gin Mare im Cocktail-Test

Auch, wenn so mancher Bartender und Spirituosen-Nerd beim Thema “Gin & Tonic” eigentlich schon seit 2017 die Augen verdreht: in der breiten Masse ist die Kombi aus Wacholder und Chinin diesen Sommer immer noch ungebrochen beliebt. Seit die Spanier Anfang der 2010er-Jahre angefangen haben, Gin in Ballongläsern unter’s Volk zu bringen und damit in Europa und der ganzen Welt einen ziemlichen Trend auszulösen, hält ebenjener ungebrochen als. Als 2011 der mediterrane Gin Mare in Deutschland aufschlägt, gilt der Longdrink hierzulande allerdings noch als spleeniger, britischer Unfug.

Die Flasche für dieses Tasting wurden uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, Bedingungen gab es nicht. Mehr Informationen dazu am Ende des Artikels.

Damals – “New Western Dry Gin” war als Ausdruck noch nichtmal geboren – stach der Gin Mare noch deutlich mehr heraus als er es heute tut, mit seiner verrückten Botanical-Mischung aus Oliven, mediterranen Kräutern und trotz allem natürlich Wacholder. 40 Euro für die 0,7 Liter, das galt damals noch als heftig, das waren ja … so viele Finger mehr als Gordon’s Gin. Sieben Jahre später ist G&T auch hierzulande das große Ding, der Gin-Markt komplett überflutet – aber Mare immer noch da. Zeit, das wir ihn uns einmal näher ansehen.

Die Story hinter Gin Mare

Vom modernen deutschen Gin-Markt ist man es fast schon gewohnt, dass man einen Gin direkt mit ein bis drei Gesichtern verbindet, mit einer sehr persönlichen Story. Hinter dem Mare aber steht mit Global Premium Brands S.A. ein größeres spanisches Unternehmen, das Schnaps herstellt, importiert und exportiert. Die Story des Gin Mare ist also vielmehr eine des Produkts als der Menschen dahinter. Das muss jedoch nichts schlechtes sein. Erst recht nicht, wenn man liest, dass der in einem katalanischen Fischerdorf hergestellte Gin auf die Botanicals Thymian, Basilikum, Rosmarin und Arbequina-Oliven setzt, neben Standards wie Wacholder oder Orangen- und Zitronenzesten.

Gin Mare in einem Martini, dekoriert mit Rosmarin.
Gin Mare in einem Martini, dekoriert mit Rosmarin.

Diese Botanicals stammen allesamt aus dem Mittelmeerraum, sprich aus Griechenland, der Türkei und eben Spanien und werden einzeln mazeriert, erneut gebrannt und erst dann zum fertigen Produkt geblendet. Das Ergebnis soll “an einen Spaziergang im Kräutergarten” erinnern, lässt uns dann aber natürlich auch an einen prall gedeckten Tisch voller Tapas, Sonnenuntergang und das Meer denken. Dieses richtig kitschige, wundervolle Bild von Urlaub eben. Aber kann der Gin selbst das halten, was die Werbebotschaft verspricht?

So schmeckt Gin Mare

Klar und angemessen schwer liegt der Mare im Glas und der Duft stellt sofort klar, dass man hier zwar Gin aber eben keinen London Dry im Glas hat. Thymian und Basilikum sind da, Rosmarin bäumt sich dahinter auf und erst dann kommt der Wacholder durch. Salbei lässt sich erkennen (obwohl er unseres Wissens nach nicht drin ist) und ein sanfter, floraler Veilchen-Unterton. Nach ein paar Minuten Zeit zum atmen erschnuppern wir schließlich auch die Oliven, die direkt vor Ort in Katalonien geerntet werden.

Nase: Thymian, Basilikum, Wacholder, Salbei, Veilchen, Oliven

Mund: Rosmarin Thymian, Zitronenzesten, Wacholder, Basilikum, Olivenlake

Auf der Zunge erscheint er im ersten Moment ein klein wenig flach, allerdings recht mild. Zwar lassen sich Rosmarin, und Thymian erschmecken, dafür braucht es aber in der Tat ein klein wenig Konzentration. Auf dem Weg zum Gaumen glänzen dann die Zitronenzesten und der Wacholder und für eine kurze Sekunde erhält man den Eindruck eines klassischen Gins. Der Nachgeschmack ist geprägt vom Wacholder und Basilikum. Ein zweiter Schluck offenbart ein wenig Olivenlake.

Der Gin pur, in Cocktails und im Gin Tonic

Pur ist der Gin Mare zwar absolut trinkbar, aber es fehlt ihm ein wenig diese Spannung, die wir angesichts der abgefahrenen Botanical-Liste erwartet hätten. Zugegeben, um dem Fernweh gerecht zu werden, das die Flasche bei uns ausgelöst hat, hätte sich der Gin unsere Zunge vor dem Frühstück mit dem Handtuch reservieren müssen. Das dicke Aber: der Mare ist ein richtig guter Teamplayer und zeigt seine Qualitäten vor allem in Kombination mit anderen Zutaten.

Das fängt mit einem Gin Tonic an. Klar, das 1724, das ebenfalls von Global Premium Brands S.A.  vertrieben wird, funktioniert top – recht trocken, leicht fruchtig, nicht zu bitter. Das Fever Tree Mediterranean schlägt in dieselbe Kerbe, Aqua Monaco Extra Dry funktioniert auch großartig, aber auf eine andere Weise. Die ersten beiden betonen vor allem die Kräuter, das Extra Dry hebt gefühlt die Oliven hervor. Ergo garnieren wir mit 1724 und Fever Tree mit Rosmarin und im Aqua Monaco mit Oliven – auch, wenn das für einen G&T eher ungewöhnlich ist.

Der Gin Mare im Gin Tonic, garniert mit Rosmarin.
Der Gin Mare im Gin Tonic, garniert mit Rosmarin.

Im Martini dagegen ist das Usus – und genau da trumpft der Gin Mare auf, er macht Wahnsinns-Martinis. Egal ob Montgomery (12:1 Gin zu Wermut) oder Wet Martini (2:1) oder gar als Bronx mit Orangensaft sowie rotem und weißem Wermut – die Kräutrigkeit und das Mediterrane kommen heraus, seine Milde sorgt für einen bekömmlichen Drink: toll. Auch im Dirty Martini mit Olivenlake funktioniert der Mare top.

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Fazit: Spannender Gin mit klaren, mediterranen Aromen, der sich trotz oder gerade wegen seinen ungewöhnlichen Kräuter-Noten vor allem in klassischen (und schmutzigen) Martinis hervorragend macht, aber auch in diversen großen Gin-Klassikern und mit nicht zu bitteren Tonics hervorragend harmoniert.

Daten: 42,7 Prozent, um 40 Euro für 0,7 Liter, Spanien

Die Flasche Gin Mare, die hier zum Einsatz kam, wurde uns für redaktionelle Zwecke zur Verfügung gestellt, dabei wurde aber weder auf eventuelle Artikel noch auf das Tasting Einfluss genommen. Wir danken für die ausnehmend freundliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit. 


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